Nachdem ich in einem vorangegangenen Blog-Beitrag den oft relativ langwierigen Prozess der Story-Findung beschrieben habe, möchte ich hier nun eine Lanze dafür brechen, viel Arbeit in die Charaktere zu stecken, bevor mit dem eigentlichen Schreiben angefangen wird. Dies vereinfacht nicht nur den Schreibprozess, sondern führt hin und wieder auch zu interessanten zusätzlichen Story-Ideen, die sich aus dem Aussehen, dem inneren Charakter oder der Art der Interaktion der Figur mit Anderen ergeben.
Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht drei wesentliche Aspekte bei der Entwicklung von Figuren/Charaktere:
- Äußere Faktoren
-
Innerer Charakter
-
Interaktion
Meiner Meinung nach spiegelt die angegebene Reihenfolge gleichzeitig die zunehmende Komplexität der Entwicklung wider.
1. Äußere Faktoren
Es ist selbstverständlich wichtig, dass der/die Leser/in ein Gefühl dafür bekommen kann, wie die Figur aussieht, wie alt er/sie ist, welcher Kleidungsstil vorherrscht, etc. Zu den äußeren Faktoren gehört für mich aber auch das Umfeld der Figur (Familie, Freunde, ...).
Quelle: http://pixar-animation.weebly.com/uploads/8/7/6/3/8763219/1384621_orig.jpg?654
Dieser Part der Charakterentwicklung ist relativ einfach. Entweder fertigt man eine Zeichnung wie oben gezeigt an, oder - so verfahre ich - man verfasst eine schriftliche Beschreibung der Figuren, inklusive relativer Information (z.B. Figur A ist etwas kleiner als Figur B). Eine Referenz ist mir persönlich wichtig, da ich ansonsten bei 20 oder 30 Figuren doch schnell Fehler mache.
2. Innerer Charakter
Der innere Charakter ist ein schon deutlich komplexerer Teil der Figur. Ist sie entspannt, getrieben, freundlich, hilfsbereit? Ist die äußere Darstellung eine Art Spiegel der inneren Welt der Person,
oder gibt es zwischen Außen und Innen große Unterschiede? Hat eine feige Figur ein fliehendes Kinn und läuft die tapfere Person mit einem selbstsicheren Schwung? Weisen kleine tiefliegende Augen und ein nervöses Verhalten auf Hinterlistigkeit hin?
Überzeichnete Figuren helfen dem Leser oft beim Einordnen der Figuren.
Gleichzeitig ermöglicht das Spiel mit Innerem und Äußerem natürlich auch das Herausfordern der Leser, indem der Stereotyp keine Anwendung findet. Außerdem kann die tatsächliche Persönlichkeit einer Figur unter einem "nicht passenden" Aussehen gewissermaßen verborgen werden.
Quelle:
http://thumb7.shutterstock.com/display_pic_with_logo/3223/3223,1126712103,9/stock-photo-this-is-a-smiling-skinless-face-552626.jpg
Wichtig ist bei der Entwicklung der Figur auch, dass der Charakter zu den Motivationen und daraus resultierenden Handlungen passt. Nur wenn das Wesen der Figur sich nicht mit deren Aktionen
und Zielen beißt, ist die Figur auch glaubhaft.
3. Interaktion
Dies ist nach meiner Meinung der komplexeste Punkt der Charakterentwicklung. Denn nun muss das Zusammenspiel zwischen Äußerem und Inneren zu einem Handlungsspektrum ausgearbeitet
werden. Das bedeutet, dass die Bewegungen, Aktionen, Körpersprache und vor allem sprachlichen Interaktionen aus einem Guss sind. Sie müssen Sinn machen, logisch bezogen auf die Figur, und damit nicht nur glaubhaft, sondern auch wiedererkennbar. Für eine einzelne Figur ist das erfahrungsgemäß nicht besonders schwierig, denn oft orientiere zumindest ich mich an Personen aus meinem persönlichen Umfeld. Eine Geschichte kann aber schnell durch 20 oder 30 Figuren bevölkert werden. Nun wird es nicht nur schwierig, jeder Figur ein klares Profil zu verpassen, sondern dieses Profil im Laufe der Geschichte auch konsistent zu halten. Dabei kann sich eine Motivation oder das Ziel zwar ändern, normalerweise aber nicht die Art und
Quelle: https://wchong17.files.wordpress.com/2010/09/intensive-interaction21.jpg
Weise zu sprechen.
Meine Frau wirft mir immer wieder vor, dass meine Hauptfiguren oft zynisch oder pampig im Umgang sind. Offenbar transferiert man schnell eigene Weltansichten und Handlungsweisen von sich selber auf seine Hauptfiguren - nicht zuletzt weil eine Identifizierung mit und ein Verständnis für diese Figuren damit einfach ist. Die Figuren agieren authentischer, wenn sie einem ähnlich sind. Mittlerweile versuche ich aber auch bei den Hauptfiguren deutlich stärker zu differenzieren, wobei ich zugegebenermaßen bisher noch keine Figur in einer Hauptrolle hatte, welche mein eigenes Alter deutlich überschreitet. Vermutlich weil ich mich noch nicht in die Denkprozesse bei höherem Alter hineindenken kann.
Noch komplexer wird das Ganze, wenn Gedanken von Figuren wiedergegeben werden. Denn auch im Mentalen arbeitet jeder mit einem anderen Muster. Doch dazu mehr im nächsten oder übernächsten
Beitrag dieser Reihe.
Tja, und wie ist das beim momentan in der Entstehung befindlichen Buch "Freizeitpark"? Tatsächlich ist die Hauptfigur in diesem Fall ganz eindeutig meinen Denkmustern nachempfunden. Dies ist aber mit Absicht geschehen, da ich versuche, in dieser Geschichte viele eigene Gedankengänge einzubauen. Und tatsächlich stelle ich fest: Das Schreiben der inneren Dialoge dieser Person fallen mir extrem leicht. Somit graut es mir schon ein wenig vor der darauffolgenden Geschichte, wenn ich mich wieder in ein anderen Charakter eindenken muss ...
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Chelsey Didonna (Mittwoch, 01 Februar 2017 07:39)
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Yves Gorat Stommel (Mittwoch, 01 Februar 2017 23:42)
Hi Chelsey,
thanks for the heads-up. I don't see an issue though - at least not on my browser (Chrome). Let me know if this persists.
Thanks!,
Yves
Madison Blanton (Donnerstag, 02 Februar 2017 20:34)
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