Dem einen oder anderen mag es aufgefallen sein: Die Veröffentlichung von "Vierjährling" hat deutlich länger gedauert, als ursprünglich geplant. Der Grund war weniger Faulheit oder fehlende Zeit (wobei beide auch eine Rolle gespielt haben mögen), sondern vor allem das Ausmaß an Überarbeitungsbedarf. "Vierjährling" ist das dritte von mir verfasste Buch und ich war nach der ursprünglichen Fertigstellung eigentlich recht zufrieden mit dem Resultat. Daher war meine Erwartung vor der Veröffentlichung, dass nach den knapp zehn Jahren Dornröschenschlaf des Manuskripts nur wenig Überarbeitung notwendig sei.
So kann man sich irren.
Das Buch brauchte nicht etwa eine oder zwei Überarbeitungen, sondern sogar drei. Einige Logiklöcher, ein paar Inkonsequenzen und vor allem mehrere unzufriedenstellende Abschnitte führten zu frustrierend langen Korrekturphasen. Und nach jeder Korrektur muss leider wieder von vorne gelesen werden, da sich typischerweise neue Fehler einschleichen ("Verschlimmbesserung").
Für die Probleme bei der Überarbeitung des Manuskripts mache ich i.W. drei Punkte verantwortlich:
1. Die Länge der Story
2. Die Nähe zur Story
3. Die Schreiberfahrung
Quelle: https://www.pinterest.com/appehs/artwork-rework/
1. Die Länge der Story
Eine Geschichte entwickelt sich mit dem Schreiben derselbigen weiter, d.h. es schleichen sich mit dem Schreibfortschritt Inkonsequenzen oder Fehler ein. Ggf. fehlt auch einfach etwas. Dies bei einer Überarbeitung aufzugreifen ist aufgrund der Länge und der Komplexität nicht immer einfach. Zeitlinien und Kurzzusammenfassungen der Kapitel helfen dabei. Obwohl zusätzliche Arbeit, habe ich mir angewöhnt, diese parallelen Dokumente zu erstellen und nutzen. Auch bei "Vierjährling" habe ich diese bei der Überarbeitung konsequent genutzt bzw. erstellt.
2. Die Nähe zur Story
Es hat sich ein weiteres Mal gezeigt, dass es Sinn macht, ein Manuskript teilweise einfach liegen zu lassen. Beim erneuten Durchlesen mit gewissem Abstand zur Story fallen einem Ungereimtheiten, unrunde Passagen und fehlende Informationen viel schneller auf. Distanz unterstützt die Objektivität.
Kurze Warnung: Da mir anfangs bei der Überarbeitung noch die Kurzzusamenfassungen (siehe Punkt 1) fehlten, fing ich bereits an Verbesserungen vorzunehmen, die sich im Nachhinein als unnötig heraus stellten, da diese sich mit späteren Stellen im Buch bissen.
3. Die Schreiberfahrung
Auch wenn ich bei meinen ersten Geschichten schon das Gefühl hatte, dass die Texte doch eigentlich ganz rund waren, und somit hoffte, dass ich bereits ein "akzeptabler" Autor sei, kann ich heute zufrieden behaupten, dass meine älteren Texte handwerklich tatsächlich schlechter als die heutigen sind. Wobei ich gerade wieder eine meiner wesentlichen Schwächen offenbahrt habe: Lange, verschachtelte Sätze.
Wie dem auch sei: Wie bei allen Dingen im Leben macht Übung den Meister. Ich habe vor einigen Jahren gelesen, dass beim Schreiben nach jeweils 100.000 geschriebenen Wörtern ein Qualitätssprung auftritt. Daneben hilft sicherlich auch das Lesen an sich. So oder so glaube ich einen Unterschied zwischen den Texten von vor 15 Jahren und denen von heute zu erkennen.
In der Zusammenfassung macht eine konsequente Überarbeitung nach einiger Zeit aus meiner Sicht aus mehreren Gründen Sinn. Das Manuskript kann davon nur profitieren. Dies bedeutet aber auch, dass ich die heutige Überarbeitung in ein paar Jahren erneut überarbeiten sollte, da meine Fähigkeiten hoffentlich weiter wachsen.
Glücklicherweise gibt es heute BOD und eBooks, die eine Überarbeitung und vor allem die Neuveröffentlichung derart problemlos erlauben!
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