Halbzeit! Bergfest!
Oder wenn ich ehrlich bin: Beides, eines von beiden, oder gar keines ... Dies wird sich erst noch herausstellen.
Grundsätzlich bin ich mittlerweile ganz gut darin geworden, eine Buchlänge abzuschätzen, wenn ich erstmal die ersten etwa 100 Seiten geschrieben habe und die Zusammenfassung steht. Mit dem Schreibfortschritt kristallisiert sich dann auch immer deutlicher die noch vor
Quelle: http://www.trancemusicnews.com/bergfest-im-hundert-morgenwald-3-28-mai-2014/
mir liegende Arbeit heraus. Von den 24 geplanten Kapiteln habe ich nun 13 fertig gestellt – zumindest in der Grobversion. Natürlich wurde jede Zeile schon mehrere Male gelesen (und meistens wieder umgeschrieben), aber die Endfassung ist noch in weiter Ferne.
Dennoch: Die Charaktere wurden so gut wie alle eingeführt, der Spannungsbogen ist da, die wesentlichen Elemente der Story (Orte, Motivationen) ebenso. Der Rest des Buches ist nun zwar kein reines „Hinunterschreiben“, aber eigentlich weiß ich recht genau, wohin die Reise geht. Details fehlen selbstverständlich noch, und hin und wieder überrascht es einen selber, wie die Geschichte
vom eigentlich geplanten Pfad abkommt. Gerade angesichts des sicherlich noch guten halben bis drieviertel Jahres, bevor ich zumindest eine vollständige Grobversion habe, werde ich noch ein paar Mal die Lust verlieren und Tage oder sogar Wochen Abstand nehmen. Ich bin nun aber sehr zuversichtlich, dass auch diese Geschichte zu Ende geschrieben wird. Und bisher bin ich ausnahmsweise sogar recht zufrieden damit.
Quelle: http://www.statusbilder.de/photo?id=1091
Da ich keine allzu großen Änderungen in der Storyline mehr erwarte, heute bereits den Prolog. Hoffentlich macht er Lust auf mehr:
Er verlor keine weitere Sekunde. Die eine Seite der Zeitung zerknäulte er in der Faust, den Rest ließ er zu Boden fallen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt. Und rannte.
Seinen Rucksack, den Regenschirm, seinen eben gekauften Kaffee – alles ließ er am Kiosk zurück.
Bloß an der einen Zeitungsseite hing er wie an seinem Leben.
Schneller und schneller schlugen seine Schuhe auf den Pflastersteinen auf, als er rechts und links an Leuten vorbei schoss, Schirme aus dem Weg schlug, rote Ampeln ignorierend über Kreuzungen rannte und in der nächsten U-Bahn-Station verschwand. Böse Proteste erntend drängte er mehrere Personen auf der Rolltreppe zur Seite, immer lauter „Aus dem Weg, bitte, gehen Sie aus dem Weg!“ rufend. Er spürte, wie seine Lunge schmerzte, sein Herz gegen seine Rippen schlug, Schweiß ihm den Rücken herab rann. Aber er durfte nicht langsamer werden. Sein Leben hing davon ab.
„Verdammt!“, fluchte er, als er über einen übersehenen Koffer auf der Rolltreppe stolperte und sich beim Sturz die scharfe Kannte einer Stufe in die linke Hand rammte. Die Blutung ignorierend stolperte er weiter, schob mehrere Personen aus dem Weg und drängte sich in die U-Bahn. Obwohl das Abfahrsignal bereits wenige Sekunden später tönte, kam ihm die Wartezeit wie Stunden vor.
Der Zug fuhr los – nun konnte er bloß abwarten: Er nahm die Brille ab, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Ihm fiel seine verletzte Hand ein und er betrachtete zuerst diese und dann seinen Anblick in der Fensterscheibe. Eine rote Spur in seinem Gesicht markierte die Wischspur. Egal. Irrelevant.
Er schaute um sich. Trotz der Stoßzeit und den vielen Fahrgästen hatte sich um ihn herum eine freie Zone gebildet. Mehrere Leute starrten ihn aus sicherer Entfernung verunsichert aber neugierig an.
Er ignorierte sein Umfeld, versuchte das nasse, zerfranste Papier in seiner Hand zu entfalten, zerriss es aber stattdessen mit seinen zitternden Fingern. Es spielte keine Rolle: Die Adresse war ihm ins Gehirn eingebrannt.
Ungeduldig schaute er auf seine Uhr, dann auf den Fahrplan. Zwei Stationen hatten sie bereits hinter sich gebracht, an der nächsten konnte er endlich aussteigen. Er versuchte sich zu erinnern, wo sich dort die Treppe hinaus in die Stadt befand, legte sich auf die Mitte der Station fest, und begann sich dementsprechend durch die Menschenmasse in dem Abteil einen Weg zurück zu bahnen. Er zitterte immer noch vor Aufregung, sein Atem hatte das Rasseln noch nicht abgelegt und seine Beine fühlten sich hohl an. Gleich mehrere Male blieb er an Schuhen oder Gegenständen hängen. Als die U-Bahn schließlich bremste, stürzte er, dabei fast einen älteren Herrn mit sich ziehend.
Mit einer gemurmelten Entschuldigung rappelte er sich wieder auf und schoss wie aus den Startlöchern auf die Plattform, kaum öffneten sich die Türen.
Er hatte sich richtig erinnert: Die Treppe war kaum zehn Meter von ihm entfernt. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sie erreicht, um sie mit drei Stufen gleichzeitig zu bewältigen.
Nun war es nicht mehr weit.
Seine Chancen standen nicht schlecht.
Kaum zehn Minuten war der Kauf der Zeitung her.
Welches Glück er hatte.
Dass er gerade heute nochmal in die Stadt gefahren war.
Dass er sich entschlossen hatte, eine Zeitung zu kaufen.
Ob es wirklich reichen würde?
Unsicherheit machte sich in ihm breit und er fluchte leise über seine aufkeimenden Zweifel, als er um die nächste Ecke hetzte.
Da war es. Da vorne. Sein Ziel. Dort würde sich zeigen, ob seine Mühen sich gelohnt hatten. Ein letzter Sprint über die Straße, ein lautes Hupen, eine Glastür – er hatte es geschafft.
Laut krachte die Tür gegen die Mauer, wild sah er um sich.
Eine etwa 30-jährige Frau, dünn und mit markanter Nase, hinter einem Empfang sitzend, sah ihn abwartend an.
„Ich … bin hier …“, keuchte er.
Sie hob bloß die Augenbrauen, schloss den Laptop, ließ ihn in ihrer Aktentasche verschwinden, griff nach einem Autoschlüssel und stand auf.
„… wegen …“
Sie fixierte ihn, dem Anschein nach kaum verwundert über diesen merkwürdigen Besuch.
Er holte tief Luft, legte die Zeitungsseite auf den Tresen, richtete sich auf, tippte mit dem blutigen Finger auf die Anzeige und presste hervor:
„Das bin ich!“
Links unten auf der bildfreien Seite – fast schon versteckt – stand in kleinen Buchstaben:
Sie suchen nach einer Herausforderung, sind 25 Jahre alt, ansässig in Frankfurt, ledig, 1 Meter 80 groß, besitzen die Initialen J. B. S.?
Heute, 12:05 in der Schopenhauerstrasse 15, Firma Amusement, Experiences & Co.
Jean B. Sourir hob den zitternden Arm, zeigte auf seine Uhr. „Fünf nach Mittag.“
„Hier lang“, sagte die Frau und trat an ihm vorbei.
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