Beim Selfpublishing nimmt das Schreiben an sich schnell einen deutlich geringeren Zeitanteil ein, als ursprünglich gedacht. Homepage, Werbung, Textausschnitte, Layout, Datei-Erstellung, Facebook-Seite, Emailverteiler, Lesungen – und nicht zu vergessen: das Cover. Neben dem Titel gibt es wohl kaum einen Bestandteil des Buches, der wichtiger für den ersten Eindruck ist. Die berechtigte Frage ist somit: Wie komme ich an ein möglichst ansprechendes Bild für den Buchumschlag?
In den letzten Jahren habe ich mich im Wesentlichen mit drei unterschiedlichen Ansätzen zur Covererstellung beschäftigt. Doch bevor ich zu den Umsetzungsmöglichkeiten berichte, soll der erste Blog-Post dieser Reihe auf die Basics eingehen: Was muss ich bei einem Cover für ein Buch beachten? Auf der höchsten Ebene wären dies die technischen und ästhetischen/inhaltlichen Aspekte.
Zuerst die technischen Aspekte:
- Das typische Buchcover hat auf der Front das Verhältnis 1:1,5 (offiziell als „oktav“ bezeichnet). Das kommt dem typischen Taschenbuch gleich. Bei einem eBook ist das Verhältnis deutlich flexibler, aber hier wird ebenso oft 1:1,5 angeraten. Je nach Lesegerät funktioniert für die digitale Buchvariante aber auch der „goldene Schnitt“ (offiziell als „legal“ bezeichnet) recht gut, also ein Seitenverhältnis von 1:1,62. Aber Vorsicht: Wird das Buch im gedruckter Form herausgebracht, sollte auf jeden Fall im Vorfeld in Erfahrung gebracht werden, welche Buchformate der bevorzugte Anbieter im Angebot hat. So arbeitet Amazon / KDP für gedruckte Bücher neben 1:1,5 auch oft mit einem Längenverhältnis von 1:1,53. Es können jedoch auch andere Größenverhältnisse bzw. Größen gewählt, und sogar eigene Maße angegeben werden.
Quelle: https://kdp.amazon.com/en_US/help/topic/G201834180#bleed
- Ein gutes Template für ein Print-Buch gibt es unter anderem bei Amazon / KDP. Nachdem ein KDP-Profil erstellt ist, kann ein (proforma) Buch angelegt werden. Gleich auf der zweiten Seite („Taschenbuchinhalte“) gibt es unter „Buchcover“ den Link zur Erstellung einer Vorlage. Nach Angabe der Seitenanzahl und der Papierart kann ein Template zum Cover heruntergeladen werden (hier der direkte Link). Dabei wird nicht nur die Dicke des Buchs berechnet, sondern ebenso bereits auf Beschnitt (Englisch: „Bleed“) geachtet. Um am Ende das Buch richtig schneiden zu können, braucht es eine etwas größere Abbildung. So gibt Amazon / KDP an, dass sie an allen Rändern jeweils 3.2 mm schneiden – diese müssen somit bei der Erstellung des Covers hinzugefügt werden. Dies ist auf der KDP-Seite nochmals gut beschrieben.
- Die Abbildung braucht natürlich eine gewisse Auflösung; es wird mindestens 300 dpi (dots per inch) verlangt. Bei einer gewählten typischen Taschenbuchgröße von 9 x 6 Inch (also 22,86 cm x 14,24 cm) entspräche dies einer Bildgröße von mindestens 2700 Pixel x 1800 Pixel.
- Auf der Rückseite des gedruckten Buches wird außerdem ein Barcode angebracht (durch den Verleger). Daher bitte darauf achten, hier keinen Klappentext oder ähnliches anzubringen (siehe auch vorherige Abbildung).
- Schließlich verlangen die Verlage die Bilddatei für das gedruckte Buch in der Regel in pdf-Format. Je nach installiertem Bildprogramm kann unter „Drucken“ die Option „Druck als pdf“ genutzt werden. Die Dateigröße sollte dabei etwa 50 MB nicht überschreiten.
Die ästhetischen Aspekte sind nicht ganz so eindeutig zu beschreiben. Aber es gibt wohl kaum ein Leser, der das links dargestellte Coverbild zum Buch "Moby Dick" als passend empfindet. Während beim ersten Bild dieses Beitrags (zum Buch Jaws) die Darstellung des Hais, die Farbgebung und die schutzlos schwimmende Person im Zusammenhang mit dem Buchtitel eine klare Message sendet, ist das gezeigte Buchcover zu Moby Dick zumindest als verwirrend einzustufen. Nicht nur ist Moby Dick ein Wal und kein Hai. Der Zusammenhang zwischen dem Bild und dem Untertitel (The Whale) verwirrt weiter. Das moderne Foto schließlich, vermittelt ein Naturbuch oder ggf. einen modernen Thriller. Doch beides passt nicht zu Moby Dick, ein fast 170 Jahre altes Buch mit mehreren, teils philosophischen, Interpretationsebenen.
Quelle: https://teaandinksociety.com/terrible-book-covers/
Wichtige Fragen, die sich der/die AutorIn zum Inhalt und der Ästhetik des Covers stellen sollte, sind:
- Was ist meine Zielgruppe?
- Welche Atmosphäre soll mein Cover vermitteln?
- Welche Farben vermitteln die richtige Message?
- Wo soll das Cover bei einer Reihe an Designoptionen eingeordnet werden? Elegant vs. kühn / spielerisch vs. seriös / traditionell vs. modern / feminin vs. maskulin / farbenfreudig vs. konservativ / sparsam vs. gehoben?
- Weist das Motiv auf das richtige Genre, die richtige Zeit und den eigentlichen Inhalt hin?
- Ist die Schrift lesbar?
- Ist das Motiv nicht nur ausgedruckt, sondern auch auf dem Handy gut erkennbar?
- Funktioniert das Motiv auch in Schwarz/Weiß (z.B. für eBook-Lesegeräte)?
- Und wenn all das obige richtig eingesetzt wurde und der potenzielle Leser sich nun dem Klappentext zuwendet, verleitet dieser Text denn auch zum Kauf?
Ich schreibe in der Regel ein Cover-Factpack zusammen, in dem sowohl die technischen Anforderungen, als auch der Inhalt des Buches und wesentliche Inhalte und Notwendigkeiten für das Cover beschrieben sind. Dieses kann anschließend gut mit dem Ersteller des Covers geteilt werden und zwingt den Autor, sich im Vorfeld mit wichtigen Entscheidungen zum Cover auseinanderzusetzen. Hier ein Beispiel für das Cover zum Roman Zeittüren:
Die nächsten drei Beiträge in dieser Reihe werden sich mit drei von mir persönlich genutzten Ansätzen zur Covererstellung beschäftigen: Crowd Sourcing, Graphische Tools unter Nutzung Künstlicher Intelligenz und Auftragsarbeit.
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