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Science-Fiction oder Fantasy?

Wie einigen LeserInnen mittlerweile bekannt sein dürfte, tue ich mir schwer, bei einem Genre zu bleiben. So richtig klar wurde mir dies erst, als ich Mitglied bei PAN (Phantastische Autoren Netzwerk) wurde, woraufhin die Aufforderung folgte, eine Kategorisierung meiner Geschichten vorzunehmen. Erst zu diesem Zeitpunkt schaute ich mir genauer an, welche Unterkategorien die Fantasy bietet. Kurzantwort: viele (siehe Blog-Eintrag)!

Bildquelle: https://kasiajames.wordpress.com/2012/03/22/science-fiction-vs-fantasy/

 

Anscheinend hatte ich (mal abgesehen von den Kurzgeschichten und Reiseberichten) Romane in den (Sub-)Genres Contemporary Fantasy, Low Fantasy, Funtasy, Magischer Realismus, Mystery und Selbstfindungsroman (letzteres ist kein Fantasy-Genre) verfasst.

 

Doch nun (Q4, 2022) folgt ein Roman, der in der Zukunft spielt. Wird die Palette somit noch breiter und das Erwartungsmanagement im Hinblick auf die LeserInnen eventuell noch komplexer?

 

Denn Zukunft = Science-Fiction, oder?

 

Zeit für eine Recherche zu dem auf den zweiten Blick eher merkwürdigen Zusammenschluss aus Wissenschaft (Science) und Ausgedachtem (Fiction).

 

Es folgt sofort der erste Schlag ins Kontor: Mein initialer Anlaufpunkt Wikipedia besagt, dass "eine Geschichte nicht unbedingt in die Gattung Science-Fiction gehört, nur weil sie in der Zukunft oder im Weltall spielt" (Quelle).

Bildquelle: https://magazin.audible.de/deutsche-science-fiction-autoren-top-10/

Und auch eine andere Quelle, die Website TOR.ONLINE (Quelle) macht mir wenig Mut, als sie Folgendes behauptet: "Die Science Fiction zu definieren, ist ein beliebtes Spiel unter Liebhabern, beinahe jeder SF-Fan hat seine eigene Auffassung, was die wahre SF ausmacht [...]."

 

Vielleicht komme ich über die Abgrenzung zu anderen Genres eher zum Ziel?

 

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Fantasy und Science-Fiction liegt in dem Ersatz des "Unerklärlichen" (Magie, Götter, etc.) in Fantasy-Geschichten durch eher naturwissenschaftlich begründbare, oft technische Weiterentwicklungen in der Science-Fiction.

Doch genau hier liegt gleichzeitig die Krux. Denn z.B. Zeitreisen sind (heute) nicht naturwissenschaftlich erklärbar - und wären der obigen Logik nach damit der Fantasy zuzurechnen.

Wir befinden uns somit im Überlappungsbereich, der schon durch Arthur C. Clarke so passend beschrieben wurde: "Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden" (Quelle). In der Folge ändert sich mit der Zeit auch das, was als Fantasy durchgeht, denn die Technik macht zunehmend das möglich, was früher reine Phantasie war. Hierzu passt auch gut die Beobachtung des Wissenschaftlers Carl Sagan, dass sich die Ängste der Menschen mit der Zeit wandeln: Einst hatten Menschen Angst, im Schlaf von Hexen entführt zu werden; im zwanzigsten Jahrhundert waren es dann eher die Außerirdischen, die Nachts vorbeikamen.

 

Die etwas abgespeckte Variante einer Abgrenzung ist, dass bei der Fantasy bestimmte Elemente einfach sind, wie sie sind, ohne einer Erklärung zu bedürfen, während bei der Science-Fiction die Logik dahinter mit (Pseudo-)Naturwissenschaft erklärt wird. Star Wars würde nach dieser Definition eher unter Fantasy fallen, da die Wirkungsweise der Technik nicht erklärt wird (man denke an das Lichtschwert). 

Quelle: www.pinterest.de/pin/the-scientists-dilemma--240027855117785373/

 

 

Frankenstein dagegen, ist aufgrund der wissenschaftlichen Ideen Science Fiction, auch wenn die Story in der Vergangenheit spielt. Tatsächlich sollen die Wurzeln der Science-Fiction sogar auf die Antike zurückgehen, unter anderem auf Homers Odyssee (Quelle).

 

Innerhalb des Genres Science-Fiction gibt es die unterschiedlichsten Zweige - unter anderem Hard Science-Fiction, bei dem die Technik im Vordergrund steht, Soft Science-Fiction, welche sich auf psychologische, philosophische und gesellschaftliche Themen konzentriert, und Zukunftsliteratur, bei der es um die Zukunft der Menschen geht.

 

 

Am Ende spielt natürlich immer die Geschichte selbst die tragende Rolle. Kann sie überzeugen? Dennoch braucht es für den / die potenzielle LeserIn eine gewisse Vorabinformation.

Zusammenfassend nehme ich mit, dass eine gewisse "Wissenschaftlichkeit" das wesentliche Merkmal der heutigen Science-Fiction ist (Quelle).

Bildquelle: www.goodreads.com/blog/show/2131-discover-science-fiction-and-fantasy-week-at-goodreads

 

Die folgende von Frank Rottensteiner angeführte Definition finde ich in dem Zusammenhang sehr passend: "[Die] Science Fiction [stellt] die rationale Variante nicht-mimetischer Literatur dar[...], die Phantastik ihr irrationales Gegenbild, während die Fantasy weitgehend rationale Handlungen unter Heranziehung übernatürlicher Mittel abbildet" (Quelle).

 

Die Welt ist nicht schwarz-weiß - das gilt auch bei Literaturgenres. Und da Science-Fiction weiterhin oft als Unterkategorie der Fantasy eingeordnet wird (siehe auch diesen Blog-Artikel), weiche ich mit dem neuen Roman am Ende vielleicht doch nicht so stark von dem bisher beschrittenen Pfad ab ...

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